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Roter Fingerhut

Portrait zur Arzneipflanze

Digitalis purpurea – Braunwurzgewächse – Scrophulariaceae

Therapie von Herzinsuffizienz.

Die Geschichte der Therapie von Herzinsuffizienz mit dem roten Fingerhut beginnt im Jahre 1775: Der englische Arzt William Withering griff ein altes Familienrezept zur Behandlung der Wassersucht auf und hatte damit erstaunliche Erfolge bei der Behandlung von Wasseransammlungen (Ödemen), die auf eine Herzschwäche zurückzuführen waren. Bei der verwendeten Droge handelte es sich um die Blätter des roten Fingerhutes. Withering war es auch, der als erster die Nebenwirkungen dieser Therapie beschrieb. Bei Auftreten von Erbrechen, Durchfall, Störungen des Farbsehens, kaltem Schweiß und starkem Absinken der Herzfrequenz riet er die sofortige Unterbrechung der Therapie an. Die wirksamen Inhaltsstoffe des Fingerhuts sind sog. Herzglykoside. In reiner Form werden sie heute zumeist aus dem wolligen Fingerhut (Digitalis lanata) gewonnen. Herzglykoside regen den erlahmten Herzmuskel an, sich wieder stärker zusammenzuziehen. Dadurch werden die Symptome einer chronischen Herzschwäche entscheidend gebessert. Digitalispräparate sind nach wie vor unverzichtbar. Sie ermöglichen Millionen älterer Menschen ein erträgliches Leben trotz der Herzinsuffizienz. Bereits der Verzehr von 2 – 3 Fingerhutblättern kann tödlich enden. Vergiftungen mit der Pflanze sind jedoch selten, weil der bittere Geschmack meistens vom „Genuß“ größerer Mengen abschreckt. Häufiger kommen Intoxikationen mit herzglykosidhaltigen Arzneimitteln vor. Die Vergiftungserscheinungen gleichen zunächst den oben geschilderten Nebenwirkungen der Digitalistherapie. In schweren Fällen tritt der Tod durch einen Krampf der Herzmuskulatur (Kammerflimmern) ein. Geeignete Gegenmaßnahmen sind Blutwäsche, die Verabreichung von sog. Digitalis-Antikörpern und die Stabilisierung der Herztätigkeit.